Zum 33. Jahrestag der Entpathologisierung von Homosexualität fordern wir ein Ende der Diskriminierung und Gewalt gegen trans, inter und nicht-binäre Menschen!
Wir sind von Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland und setzen uns für die Anliegen von trans, inter und nicht binär verorteten Menschen ein. Ein Ziel ist dabei einen besseren Zugang zu Gesundheits- und Pflegeleistungen zu schaffen.
Um dies zu erreichen, entwickeln wir Materialien, bieten Workshops für Fachkräfte an, organisieren Veranstaltungen und Netzwerktreffen. Wir richten unsere Angebote an Mediziner*innen, Psycholog*innen, Pflegefachkräfte, Körpertherapeut*innen und andere Heilberufe. Außerdem setzen wir uns auf politische Ebene für eine bessere Gesundheitsversorgung in Mitteldeutschland ein.
Ein Gesundheitssystem, welches sich ausschließlich auf eine binäre Geschlechterordnung stützt, ist nicht hinnehmbar!
Das gesetzliche Verbot von Operationen an Kleinkindern, deren Zweck es nur war, die Körper an eine binäre Geschlechterordnung anzupassen, gibt es erst seit 2021. 2 Jahre ist diese menschenrechtsverletzende Operationspraxis erst verboten! Intergeschlechtlichkeit wird immer noch pathologisiert. Dabei ist klar: Geschlecht ist vielfältig, auch auf der Ebene der Biologie. Geschlecht wird nicht allein durch Genitalien bestimmt, mehr als 1000 Gene sind bei der geschlechtlichen Entwicklung beteiligt und es gibt eine Vielzahl möglicher Chromosomenkombinationen.
Immerhin wurde das Personenstandsrechts mittlerweile an diese Realität angepasst. Die Einführung des Geschlechtseintrags divers bzw. die Möglichkeit der Streichung des Eintrags war ein Anfang. Doch auch das Verfahren nach PstG ist auch von einem ärztlichen Attest abhängig.
Wir fordern das Ende der Pathologisierung von Intergeschlechtlichkeit sowie Entschädigungen für die menschenrechtsverletzende Praxis an inter* Personen!
Auch für trans* Menschen ist der Geschlechtseintrag divers oder die Austragung mittlerweile möglich. Sie müssen jedoch nach wie vor nach dem TSG verfahren. Das von der Bundesregierung angekündigte Selbstbestimmungsgesetz sollte nach vielen Kämpfen seitens der Community ursprünglich bis Ende 2022 vorliegen.
Nach langem Warten wurde mittlerweile ein Referent*innenentwurf veröffentlicht. Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstbestimmung von trans*, inter* und nicht-binären Personen. Nach über 40 Jahren der Diskriminierung durch das TSG, ein längst überfälliger Schritt. Trans*, inter* und nicht-binäre Menschen müssten mit dem neuen Gesetz keinen übergriffigen Begutachtungsprozess und kein Gerichtsverfahren mehr durchlaufen, um ihren Personenstand und Vornamen anpassen zu lassen.
Regelungen, wie die zum Hausrecht, die Wirksamkeits- und Sperrfrist, die Regelungen für Minderjährige sowie die Ausnahmen beim Offenbarungsverbot können wir so jedoch nicht hinnehmen. Der Entwurf enthält deutliches Diskriminierungspotenzial. Hier muss dringend nachgebessert werden!
Wir fordern den Beschluss eines Selbstbestimmungsgesetzes, welches seinen Namen auch verdient hat!
Wir fordern, dass trans*, inter* und nicht-binäre Menschen durch dieses Gesetz Schutz erfahren anstatt weiteren Diskriminierungen und Misstrauen Vorschub zu leisten!
Wir fordern Entschädigung für all jene trans* Menschen, denen durch das TSG Gewalt angetan wurde.
Wir wollen, dass alle Menschen bedingungslos selbst bestimmen können, welcher Name und welches Geschlecht zu ihnen passt.
Wir wollen eine Welt, die nicht nur in einer Geschlechterbinarität funktioniert, sondern Vielfalt zulässt und willkommen heißt.
Für die Gesundheitsversorgung heißt das: Wir brauchen eine breite Sensibilisierungvon Fachkräften. Geschlechtliche Vielfalt muss Thema in allen Ausbildungs- und Studiengängen werden. Wir brauchen kompetente Anlaufstellen, auch im ländlichen Raum, sowie einen niedrigschwelligen Zugang zu Transitionsmaßnahmen für trans* und nicht-binäre Menschen, ohne lange Wartezeiten, Begutachtungszwang sowie unabhängig von Aufenthaltsstatus oder psychischen Erkrankungen.
Wir fordern eine flächendeckende, niedrigschwellige, sensible und angemessene Versorgung von trans*, inter* und nicht-binären Menschen im Gesundheitsbereich!
Dabei wissen wir: Geschlecht ist ein politisch umkämpftes Feld. Als Community haben wir schon viel erreicht und werden immer sichtbarer. Doch es gibt auch Bewegungen, die uns unsere Erfolge streitig machen möchten. Konservative bis rechtsextreme Kräfte, die Aufklärungsprojekte an Schulen verbieten wollen, gegen die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt hetzen oder Misstrauen gegen unsere Community schüren.
Doch wir lassen uns davon nicht aufhalten! Wir werden auch in Zukunft zusammenstehen und uns gemeinsam für eine bessere, solidarischere Gesellschaft einsetzen. Damit alle Menschen unabhängig von Zuschreibungen selbstbestimmt leben können!
***We‘re here, we‘re queer, we‘re fabolous, don‘t mess with us***