Am Donnerstag dem 21.01.2021 wurde Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zu einem Vortrag über Transgeschlechtlichkeit von der Hochschulgruppe Studentenmission Deutschland Dresden (SMD) und eingeladen. Die emeritierte Professorin fiel schon in der Vergangenheit als Unterstützerin von Konversionstherapien auf, die im letzten Jahre bei Minderjährigen und nicht zustimmungsfähigen Personen verboten wurden. „Diesen Therapien liegt ein Bild zugrunde, das große Teile der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt als krankhaft betrachtet“, so Geschäftsführerin Silvia Rentzsch. Für die Betroffenen sind die psychischen Folgen dieser angeblichen Therapien häufig schwerwiegend und nicht zuletzt deswegen, sind diese seit 2020 zumindest bei Minderjährigen verboten.
Wie zu erwarten war, zeichnete sich auch der Vortrag „Vom Biomann zur Transfrau? Über Leib, Liebe und Leben“ vor allem durch mangelnde Wissenschaftlichkeit aus. So wurde die Existenz intergeschlechtlicher Menschen geleugnet und auf einer binären Geschlechterordnung beharrt. Damit stellt sich die Philosophin nicht nur gegen den aktuellen Erkenntnisstand der Biologie, sondern auch gegen die die juristische Realität in Deutschland. Schon 2013 ließ der Gesetzgeber ein Offenlassen des Geschlechtseintrags zu und 2017 urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass die Artikel Eins bis Drei des Grundgesetzes auch Menschen, die sich nicht in den Kategorien von männlich und weiblich bewegen, schützen und dies auch durch die Schaffung einer dritten Option im Personenstand abgebildet werden müsse. Ähnliche Möglichkeiten wie der Geschlechtseintrag „divers“ in Deutschland gibt es unter anderem auch in Österreich, Indien, Malta und Neuseeland.
Auch transgeschlechtliche Menschen wurden als krank und nur im Bezug auf eine zweigeschlechtliche und vermeintlich göttliche Norm dargestellt. Dabei findet sich mit dem ICD-11, dem aktuellen Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO), eben nicht Transgeschlechtlichkeit als Krankheit, sondern Geschlechtsinkongruenz. Diese wird definiert als ausgeprägte und beständige Nichtübereinstimmung zwischen dem erlebten und dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Dass dies durch die moderne Medizin und geschlechtsangleichende Maßnahmen im zustimmungsfähigen Alter mittlerweile behandelbar ist, begrüßen wir als TIAM e.V.
Bildungs- und Beratungsreferentin Kuku Lueb dazu: „Hier wurde einer Rednerin eine Bühne geboten, die weder wissenschaftlichen Standards genügt, sondern sich darüber hinaus durch menschenfeindliche Äußerungen hervortut. Die Universität und der StuRa müssen gucken, wie sie die Sicherheit und barrierefreien Zugang ihrer Studierenden und Angestellten garantieren können, wenn solche Vorträge durch eine anerkannte Hochschulgruppe möglich sind.“
Die Veranstaltung wurde zwar von verschiedenen Aktivist*innen begleitet, jedoch wurde die Meinungsäußerung während des Vortrags unterbunden, indem zum Beispiel die Chatfunktion blockiert wurde. Der Verein Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland begrüßt die kritische Intervention und ruft die TU Dresden und den Studierendenrat auf Konsequenzen aus dieser Veranstaltung zu ziehen.